
Schwedenkräuter und Schwedenbitter sind wertvolle und vielseitige Bestandteile einer Hausapotheke. Viele Anwender verweisen auf zuverlässige Heilerfolge.
Für die innere wie die äußere Anwendung stehen eine ganze Reihe von Darreichungsformen zur Verfügung: Neben dem klassischen „Bitter“ auf Alkoholbasis oder als Tinktur nach den Rezepten von Maria Treben können die Kräuter auch als Tee oral eingenommen werden. Aufgüsse und angesetzte Schwedenkräuter eignen sich ebenso hervorragend für Umschläge oder zur punktuellen Behandlung der Haut. Schwedenkräuter-Creme, -Balsam oder –Salbe sind fertig im Handel erhältlich oder können selbst zubereitet werden.
Doch welche Darreichungsform hilft wofür oder wogegen? Und wie werden die Schwedenkräuter am wirkungsvollsten angewandt?
Anwendungsgebiete von Schwedenkräuter und Schwedenbitter
Die vielen Anwendungsgebiete der Schwedenkräuter und ihre Wirksamkeit bei äußeren wie inneren Beschwerden sind erstaunlich. Doch wie genau sehen die einzelnen Anwendungen und vor allem, die jeweilige Dosierung aus?
Äußerliche Anwendung
Innere Anwendung
Sowohl der Große als auch der Kleine Schwedenbitter (nach den Rezepten von Maria Treben) werden für die innerliche Anwendung zubereitet. Einzelne Bestandteile der Kräutermischung können individuell unterschiedlich wirken. Der große Schwedenbitter enthält eine höhere Anzahl an Kräutern als die kleine Mischung, dazu sogar Ton- und Mineralerde.
Die kleine Mischung nach Maria Treben gilt als die „stärkere“ Variante. Sie enthält unter anderem Kampfer, ein Wasserdampf-Destillat aus dem Holz eines tropischen Baumes. Jeder kennt den markanten, beißenden Geruch von Kampfer: Die Substanz ist ein häufiger Bestandteil in Erkältungs-Balsam oder kühlenden Salben bei Muskel- und Sehnenproblemen. Viele Menschen reagieren jedoch empfindlich, und in größerer Menge innerlich verwendet, kann Kampfer sogar toxisch wirken.
Die Große Schwedenbitter-Mischung gilt im Allgemeinen als milder, besser verträglich und daher auch als die bessere Wahl für innere Anwendung und die Familien-Hausapotheke. Doch es kommt immer auf den Versuch an.
Die Schwedenkräuter wirken bei innerlicher Anwendung
- anregend auf die Verdauung und den gesamten Stoffwechsel
- stärkend auf das Immunsystem und
- lindernd bei verschiedensten schmerzhaften Zuständen.
Für die Einnahme selbst gibt es mehrere Möglichkeiten: Unverdünnt oder verdünnt mit wahlweise kaltem, warmem oder heißem Wasser. Die Dosis richtet sich nach dem Grund der Verwendung, den Symptomen und damit nach dem Bedarf: Bei Erkältungen eventuell drei Esslöffel über einen Tag verteilt, bei einmaligen Verdauungsbeschwerden wie Magenschmerzen oder Verstopfung genügt oft schon eine einzige Dosis.
Eine Zwischenform ist vermutlich das Gurgeln mit verdünntem Schwedenbitter, etwa um die Beschwerden bei Aphten (Bläschen im Mund), wundem Zahnfleisch oder entzündetem Hals zu lindern.
Welche Wirkung ist bei Schwedenkräutern bekannt?
Nach Maria Trebens Rezepten werden bis heute eine Große und eine Kleine Schwedenbittermischung angeboten. Die Rezepte an sich wurden und werden immer wieder angepasst und abgewandelt. Dies geschieht auch mit dem modernen Wissen um einzelne Wirkstoffe in den Pflanzen: Schwedenkräuter-Mixe enthalten vor allem Bitterstoffe – und diese zählen zu den Sekundären Pflanzenstoffen, den Flavonoiden.
So zahllos wie die Aufgaben der Flavonoide für die Pflanzen selbst sind, so vielseitig entfalten sie ihre Wirkung in Zubereitungen wie den Schwedenkräutern. Pflanzen schützen sich mit diesen Substanzen vor Fressfeinden oder wehren mit ihrer Hilfe alle Arten von Mikro-Schädlingen ab. Diese Eigenschaften entdeckten Kräuterkundige schon vor Jahrtausenden und lernten, sie sich zu Nutze zu machen.
Bitterstoffe regen die Produktion von Speichel, Magen- und Gallenflüssigkeit an, was wiederum die Erschließung von Nährstoffen verbessert. Sie gelten obendrein als „Säureblocker“, bringen den Säure-Basen-Haushalt in Ordnung und helfen so, zahlreiche kleinere Beschwerden im Handumdrehen verschwinden zu lassen. Obendrein gelten sie als Appetitzügler und wirken auch so – eine ideale Unterstützung für alle, die abnehmen wollen.
Die traditionellen Rezepturen beispielsweise nach Maria Treben folgen nicht nur der Überlieferung. Hier wurden vielmehr ganz gezielt verschiedenste Kräuter kombiniert. Die enthaltene Theriak-Kräutermischung ist beispielsweise wohltuend für Erkrankungen der oberen Atemwege. Zitwerwurzel gilt als krampflösend, Eberwurz ist Schweiß treibend. Angelikawurzel ist harntreibend und entwässernd. Aloe wirkt, wie neue Forschungen nachweisen konnten, auf das Immunsystem ein. Sennesblätter helfen gegen Verstopfung, Safran soll den Hormonhaushalt harmonisieren. Kampfer wirkt anregend und war bezeichnenderweise früher häufig Bestandteil der Mischung in den „Riechfläschchen“, die bei Ohnmachten den Patientinnen unter die Nase gehalten wurden.
Dies ist nur ein kleiner Einblick in das traditionellen und das Erfahrungswissen über die Kräuter, die im Schwedenbitter zusammenwirken.
Wogegen helfen Schwedenkräuter?
Die Liste der Anwendungsgebiete für Schwedenkräuter ist lang, Kräuterkundige haben ganze Bücher darüber verfasst. Daher seien hier nur einige Beispiele genannt:
Äußerlich angewendet wirken Schwedenkräuter bei allen Hautleiden, die nicht mit offener, verletzter Haut einhergehen, sowie gegen alle Arten von stumpfen Verletzungen, wie Hämatomen, Zerrungen, Prellungen beispielsweise, aber auch bei rheumatischen Beschwerden oder Arthrose: Die Mixtur kühlt oder wärmt nach Bedarf, regt die Durchblutung an und sorgt so dafür, dass Entzündungsstoffe rascher abgebaut werden.
Kleine Verbrennungen, Entzündungen, Insektenstiche aller Art, juckende Ausschläge, unreine Haut, Krampfadern, Durchblutungsstörungen lassen sich ebenfalls durch Umschläge, Einreiben oder Betupfen mit dem Schwedenkräuter-Extrakt lindern die Beschwerden.
Vorsicht bei der Anwendung etwa bei Neurodermitis: Die ohnehin strapazierte Haut trocknet durch den enthaltenen Alkohol extrem aus – Umschläge können zwar kühlen und den Juckreiz dämpfen, doch die Haut muss vorher und nachher gründlich mit feuchtigkeitsspendender und rückfettender Lotion gepflegt werden.
Die innere Anwendung umfasst eine generelle Steigerung der Vitalität und der Immunabwehr sowie eine Anregung aller Stoffwechselfunktionen.
Leiden, die sich mit Hilfe der Schwedenkräuter behandeln oder lindern lassen, sind beispielsweise:
- Appetitlosigkeit
- Erkältungskrankheiten von Halsschmerzen bis Bronchitis,
- Depressionen,
- Migräne und Kopfweh,
- Menstruations- oder Wechseljahresbeschwerden,
- Verdauungsprobleme verschiedenster Art.
Die Schwedenkräuter wirken als Appetitzügler und helfen, zusammen mit ihrer den Stoffwechsel anregenden Wirkung, beim Abnehmen.
Zahlreiche Anwender berichten über Heilerfolge oder Erleichterungen aller Art. Zu vielen der verwendeten Kräuter existieren heute einschlägige Studien, die ihre Wirksamkeit bestätigen.
Alte Handschriften schreiben den Schwedenkräutern Wunderkräfte zu, die, aus heutiger Sicht betrachtet, gar nicht existieren. Beispielsweise ist die Kräutermischung keinesfalls ein Mittel zur Regulierung von extremem Bluthochdruck, ausreichend gegen schwere bakterielle Infekte, etwa eine hartnäckigen Blasenentzündung oder Bronchitis, oder gar gegen Krebs. Bei Erkrankungen wie Neurodermitis oder viralen Infekten (Warzen) beispielsweise sind stets mehrere Behandlungsstrategien für einen Behandlungserfolg notwendig.
Bei auffälligen Symptomen ist es daher besser, das Urteil eines Mediziners einzuholen, als allzu lange mit der „Hausapotheke“ zu experimentieren. Hier kommt der gesunde Menschenverstand ins Spiel.
Die korrekte Dosierung von Schwedenkräutern
Wie erwähnt, richten sich Art und Häufigkeit der Einnahme nach dem Bedarf und der Art der Beschwerden. Dazu kommen individuelle Erfahrungswerte. Diese Dosierungen sind empfehlenswert:
- verdünnt in Wasser: Die Wirkung und der Geschmack sind wesentlich milder als bei purer Einnahme. Die Dosierung variiert zwischen einem Teelöffel bis zu einem Esslöffel auf ein Glas Wasser. Wichtig ist es, die Mischung in kleinen Schlucken zu trinken.
Kalt getrunken, wirkt der Schwedenbitter allgemein anregend und stärkend;
Warmes Wasser verbessert die Wirkung, wenn Verdauungsprobleme, Krämpfe (beispielsweise während der Menstruation), oder Erkältungssymptome aller Art gelindert werden sollen.
Heißes Wasser: Hier „verdunstet“ der Alkoholanteil bereits beim Abkühlen. Doch die Kräuter haben bereits beim Ansetzen ihre Wirkstoffe freigesetzt. Speziell für Kinder ist dies also eine brauchbare Methode; die Kleinsten dürfen ohnehin nur die alkoholfrei angesetzte Mischung oder einen Tee aus den Kräutern einnehmen. Wasser ist das Verdünnungsmittel der Wahl, Fruchtsäfte eventuell eine Alternative für Kinder. Milch ist kein guter „Trägerstoff“, sie neutralisiert die wirksamen Bestandteile der Kräutertinktur weitgehend. -
Unverdünnte Einnahme – auch hier ist die Dosierung je ein Tee- bis ein Esslöffel pro Einnahme. Der Geschmack des Kräutertonikums ist sehr bitter und der Alkoholgehalt beträgt um die 40%, die Geschmacksnerven werden daher etwas strapaziert.
Anwendungsdauer und Tagesration hängen von der Situation ab.
Einige kurzfristig auftretende Beschwerden verschwinden bereits bei einmaliger Einnahme eines Löffels Tinktur, beispielsweise bei Magenkrämpfe. Zur Anregung eines trägen Darms oder zur Unterstützung bei einer Erkältung wird dreimal täglich ein Teelöffel empfohlen. Der Zeitpunkt der Einnahme ist eine Viertelstunde vor einer Mahlzeit empfehlenswert, oder abhängig von der Situation.
Eine mehrwöchige Kur zur allgemeinen Steigerung der Vitalität könnte aus einem Gläschen mit verdünnter Tinktur am Morgen und am Abend bestehen. Dabei sollten die Schwedenkräuter aber nicht länger als vier bis sechs Wochen konstant getrunken werden. Zu lange und zu hoch dosiert eingenommen, können sich möglicherweise Schwedenkräuter Nebenwirkungen einstellen oder der Organismus reagiert aufgrund einer Gewöhnungsreaktion zunehmend schwächer auf die Kräuterwirkstoffe.
Das macht Sinn: Eine mehrwöchige „Kur“ beispielsweise in Verbindung mit Fasten und Entgiftung im Frühjahr oder zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte vor der Erkältungssaison im Herbst sind wirkungsvoller als eine ganzjährige Dauer-Einnahme.
Wichtig: Kleinkinder, Frauen während der Schwangerschaft sowie Menschen mit schweren Lebererkrankungen oder auch ehemals Alkoholkranke müssen auf den Original Schwedenbitter verzichten und auf Tees oder Wasserauszüge zurückgreifen. Diese sind etwas weniger wirksam.