
Viele erfahrene Anwender bestehen darauf, ihre Schwedenkräuter oder „Schwedenbitter“ selbst anzusetzen anstatt ihn fertig zu kaufen. Mehrere Varianten sind möglich:
- Die klassische große oder kleine Kräutermischung können variabel und individuell gemischt werden, je nachdem, ob beispielsweise äußerliche oder innere Leiden behandelt sollen;
- Auch die Herstellung einer alkoholfreien Tinktur ist möglich.
Über die Eigenschaften des großen oder kleinen Kräuterpaketes wurde bereits berichtet: Anwender können sie in der Apotheke oder im Online-Shop in Bio-Qualität kaufen. Entweder kaufen die Kräuterkundigen nur die Komponenten, die sie nicht selbst ernten, oder gleich fertige Mischungen. Die große Schwedenkräuter-Mischung enthält unter anderem auch Ton- und Kieselerden.
Das Originalrezept nach Maria Treben sieht definitiv vor, die Schwedenkräuter mit Alkohol anzusetzen. Doch nicht alle Menschen vertragen oder mögen Alkohol. Für sehr kleine Kinder ist er schädlich, selbst als Bestandteil einer Arznei. Daher wird hier auch ein Rezept aufgeführt, wie die Wirkstoffe ohne die Komponente Alkohol zugänglich gemacht werden können. Essig ist eine Alternative und leistet fast den gleichen Dienst wie Alkohol.
Die alkoholische Wirkung lässt sich übrigens ausschalten oder verdunstet fast vollständig, wenn die Tinkturen in sehr heißes Wasser gegeben und für einige Minuten stehen gelassen werden.
Hier mehr erfahren: Schwedenkräuter kaufen
Schwedenkräuter selber ansetzen: Das ist zu beachten.
Viele Heilkräuter und deren Mischungen entfalten als Tee oder in Wasser gelöst ihre Wirkung. Das gilt allerdings nur für die Inhaltsstoffe, die tatsächlich wasserlöslich sind. Andere Substanzen, etwa ätherische Öle, gehen beispielsweise nur bis zu 20% in einen Aufguss über. In Alkohol dagegen werden sie vollständig freigesetzt. Zusätzlich wirkt Alkohol als natürliches Konservierungsmittel: Damit angesetzt Tinkturen sind nahezu unbegrenzt haltbar. Üblicherweise ist das Mengenverhältnis dabei 1:5.
Die gewonnenen Tinkturen werden tropfenweise eingenommen, etwas größere Mengen werden für eine äußere Anwendung, etwa Umschläge oder Einreibungen benötigt. Für Insektenstiche oder zur Desinfektion genügt es wiederum, eine kleine Menge auf die betroffene Stelle zu tupfen.
Hildegard von Bingen setzte ihre bitteren Tränke, die beispielsweise, wie die Schwedenkräutermischung, Wermut enthielten, mit Wein an. Der klassische Schwedenbitter nach Maria Treben dagegen braucht „Hochprozentiges“, um sich voll zu entfalten.
Hier mehr erfahren: Schwedenkräuter Anwendung, Dosierung und Wirkung
Rezepte zum Schwedenkräuter ansetzen
Das Basis-Rezept sieht vor, Schwedenkräuter anzusetzen, sieht so aus:
Etwa 180 bis 200 Gramm der Ansatzmischung, entweder aus eigener „Ernte“ oder fertig gekaufte Schwedenkräuter, werden fein zermahlen oder zerrieben, anschließend in ein großes Gefäß gegeben und mit 2,5 Litern Alkohol, wahlweise Korn, Doppelkorn, Obstler oder gutem Wodka aufgegossen.
Oder es werden wahlweise 100 Gramm der Ansatzmischung mit nur 1,5 Litern Alkohol aufgegossen.
Die Mischung wird entweder sofort ungesiebt in Flaschen gefüllt oder in einem Gefäß an einem warmen Ort verschlossen aufgestellt. Dabei ist es einerlei, ob das Glas am Fenster in der Sonne oder neben der Heizung steht. Einmal täglich wird kräftig gerührt oder wahlweise ordentlich geschüttelt.
Nach etwa 14 Tagen wird die jetzt verwendungsfertige Tinktur ohne weiteres Umrühren gesiebt – entweder in ein großes leeres Gefäß oder direkt in die Flaschen, in der sie endgültig aufbewahrt werden soll.
Der fertige Schwedenbitter kann natürlich auch in handliche kleine Fläschchen abgefüllt werden, die gut in der Reiseapotheke, im Auto oder in einer Tasche Platz finden und so immer griffbereit sind, je nach Bedarf.
Wichtig ist es, dass die Flaschen bei der Endabfüllung wirklich peinlich sauber und fest verschließbar sind. Der Alkohol sorgt jedoch dafür, dass der so angesetzte Schwedenbitter sich nahezu unbegrenzt lange hält. Mit der Zeit wird der Geschmack immer intensiver, die Inhaltsstoffe der Kräuter entfalten sich.
Wer es grundsätzlich nicht so bitter mag, fügt dem Rezept 60 Gramm Kandiszucker bei. Dieser löst sich während der Rühr- und Schüttelphase vollständig auf.
Schwedenkräuter ansetzen mit Korn
Klarer Alkohol ist die beste Basis zum Ansetzen von Schwedenbitter. Gut geeignet sind Korn- oder Obstbranntweine mit um die 40 Volumenprozent Alkoholgehalt (Vol-%). Im Schnitt enthalten die Branntweine im Handel circa 38 Vol-%, doch etwas mehr schadet nicht.
Trinkalkohol wird im Spirituosenhandel auch als Neutralalkohol bezeichnet, als Prima Alkohol oder „Ansatz-Alkohol“ ist eine Alternative zum Korn oder Obstbrand. Viele verwenden diese sehr reine Form beispielsweise, um daheim selber Obst- oder Eierlikör herzustellen.
Cognac, Rum, Weingeist oder Weinbrand dürfen oder sollte nicht verwendet werden, denn hier sind diverse Aromaten (Stichwort „Fuselöle“) enthalten. Die Kräuter schmecken bereits intensiv genug und ihre Wirkstoffe sollen in reiner Form weitergegeben werden.
Schwedenkräuter ansetzen mit Wodka
Einige Argumente sprechen dafür, Schwedenkräuter mit Wodka anzusetzen. Dieser klare Schnaps, aus dem Slawischen übersetzt bedeutet die Bezeichnung „Wässerchen“, enthält etwa 40 Volumenprozente Alkohol. Der Rest besteht tatsächlich aus reinem Wasser, dessen Qualität über den Geschmack entscheidet. Dem Wodka fehlen alle Arten von Fermentations-Substanzen, künstlichen Aromen oder „Fuselölen“: Letzterer Begriff ist nicht etwa negativ: Fuselöle sind ein natürliches Nebenprodukt des Hefestoffwechsels, der zur Alkoholbildung führt. In Bier, Wein oder Likören sind sie sogar wichtige Geschmacksträger. Sie setzen sich aus verschiedenen „Begleitalkoholen“, Fettsäureestern, Terpenen (den Abbauprodukten ätherischer Öle), Aldehyden, Carbonsäuren und anderen Substanzen zusammen.
Schwedenkräuter bringen für sich bereits große Mengen an bioaktiven Stoffen mit. Der Alkohol, in dem sie angesetzt werden, dient dazu, deren Wirkung zu konservieren. Eigene „Aktivitäten“, Geschmackskomponenten oder gar Wechselwirkungen sind dabei denkbar unerwünscht. Der geschmacksneutrale, reine Wodka mit seinem hohen Alkoholanteil ist ein denkbar idealer Trägerstoff.
Gebrannt wird er, je nach Herkunftsregion, aus Roggen, Weizen, Kartoffeln oder auch Melasse, kurz, aus allem, das in der Landwirtschaft „übrig bleibt“. Selbst Trauben oder Quinoa wurden schon verwendet.
Bereits bei der Hefegärung bildet sich Ethylalkohol. Das Produkt wird ein- oder mehrfach destilliert oder „gebrannt“, anschließend werden die gut 96% Ethylalkohol auf ein verträgliches Maß mit Wasser verdünnt.
Wodka aus Kartoffeln oder Melasse hat dagegen relativ viel Eigengeschmack.
Wodka aus Roggen ist ein Traditionsprodukt und bekannt für seinen angenehmen Geschmack. Absolut „neutral“ ist Wodka aus Weizen. Daher ist er auch als Basis für Cocktails recht beliebt und relativ preiswert: Daher ist er auch ideal zum Ansetzen der Schwedenkräuter geeignet.
Schwedenkräuter Alkoholfrei ansetzen
Das überlieferte Originalrezept für Schwedenbitter nach Maria Treben führt Alkohol als dringend benötigte Zutat auf. Warum, wurde bereits erläutert: Der Alkohol löst wichtige und wirksame Substanzen aus ihren chemischen Verbindungen und macht sie für den Organismus erst verwertbar. Obendrein konserviert er die Mischung. Für Kleinkinder, Leber oder Alkoholkranke ist dies jedoch keine Option.
Alternativ kommen Apfel- oder Obstessig oder reines Wasser zum Herstellen einer alkoholfreien Version des Schwedenbitters zum Einsatz.
Beim Rezept mit Essig erfüllt die Essigsäure eine ähnliche Aufgabe wie der Alkohol: Sie setzt einzelne, nicht wasserlösliche Wirkstoffe aus den Kräutern frei und macht sie biologisch verfügbar. Allerdings gelten Essig-Extrakte als etwas weniger haltbar und wirksam. Zudem schmeckt die Mischung schlicht – nach Essig.
Das Mengenverhältnis Essig-Kräuter entspricht dem aus Rezepten für das Ansetzen mit Alkohol, also etwa 1,5 Liter Essig auf 100 Gramm der Kräutermischung.
Beim Ansetzen mit reinem Wasser kann ein Teil der Inhaltsstoffe nicht freigesetzt werden.
Ein- bis zwei Esslöffel der Kräutermischung werden dazu in ein 500-ml-Schraubglas (etwa die Größe eines Gurkenglases) gegeben. Darüber kommt dann ein halber Liter kochendes Wasser. Den Sud gut umrühren, Glas verschließen, abkühlen lassen und in den Kühlschrank stellen.
Bereits nach 24 Stunden ist der Sud fertig zur Verwendung. Er muss allerdings stets im Kühlschrank aufbewahrt werden, denn die konservierende, desinfizierende Wirkung des Alkohols fehlt. Zügiger Verbrauch ist ratsam, ansonsten können die Kräuter auch im Kühlschrank zu schimmeln beginnen. Treten Farb- und Geruchsveränderungen auf, sollten Anwender lieber gleich einen neuen Sud ansetzen und den alten weggießen.
Sinnvolles Zubehör für den Schwedenkräuter Ansatz
Viel Ausstattung wird nicht benötigt, um Schwedenbitter selbst zu machen.
Gebraucht werden nur wenige Zutaten neben den Schwedenkräutern:
- Ein Litermaß mit Mengenskala zum Abmessen der benötigten Flüssigkeit;
- eventuell eine feine Küchenwaage für die Kräutermischung;
- ein feines, nicht zu großes Sieb, wahlweise auch ein Aufsatz für Kaffeekannen und ein Papierfilter, der hineinpasst, oder, als eine weitere Variante, ein Teesieb aus Stoff, zum Abseihen des Sudes;
- eine Flasche oder ein großes Gefäß zum Aufgießen der Mischung: Daraus wird später umgefüllt und dabei gesiebt;
- mindestens ein Trichter zum Umfüllen oder finalen Abfüllen der Flaschen: Der Stil sollte in die Flaschenhälse passen, der obere Teil groß genug sein, um eventuell gleich hier den Filter hineinzustecken oder einzuhängen.
- in vielen Rezepten ist von 2,5 Litern Alkohol die Rede. Daher sind entweder eine sehr große verschließbare Flasche oder mindestens fünf oder mehr ausreichend große Behältnisse mit Schraubverschluss und nicht zu engem Hals bereitzustellen. Gut geeignet sind beispielsweise große Einmach- oder Gurkengläser, die jeweils 500 ml oder mehr fassen. Selbstverständlich sind sie hygienisch sauber gespült.
- Für die endgültige Abfüllung des Schwedenbitter sind Braun- oder Grünglasflaschen perfekt geeignet. Sie filtern das Licht und schützen den Inhalt vor UV-Strahlung. In Bio-Läden wird häufig Frischmilch in solchen Flaschen verkauft. Daher etwa drei große saubere Flaschen mit Schraubverschluss bereitstellen.
- Wer kleine Portionen für die Haus- oder Reiseapotheke oder als gesundes Mitbringsel abfüllen will, stellt entsprechend auch kleine Gläschen oder Flaschen mit festem Verschluss parat.
- Passend zu den kleinen Fläschchen vielleicht noch ein kleiner Filter.
Das alles lässt sich ohne viel Aufwand und Unkosten bereitstellen. Der eigenen Produktion von Schwedenbitter steht dann nichts mehr im Wege.