
Schwedenbitter ist nicht einfach nur ein intensiv bitterer „Digestiv“ nach üppigem Essen, sondern ein Naturheilmittel, das in keiner Hausapotheke fehlen sollte. Die uralten Rezepturen bewähren sich noch heute. Zahlreiche kleinere oder auch chronische Beschwerden lassen sich mit Hilfe von Schwedenkräutern tatsächlich lindern. Doch was genau ist „drin“, wie wirken die geheimnisvollen Kräuterkräfte und wann macht ihre Anwendung auch in Zeiten der modernen Medizin Sinn?
Was sind Schwedenkräuter?
Um zu erklären, was die „Schwedenkräuter“ sind und was es mit ihnen auf sich hat, muss ein wenig ausgeholt werden. Vermutlich begannen die Menschen schon in der tiefsten Steinzeit, sich systematisch mit der Heilkraft aus der Natur zu beschäftigen. Seit dem Mittelalter sind Rezepte für Kräuterelixiere überliefert, die als Universalmittel gegen alle denkbaren Leiden verwendet wurden: Species ad longam vitam ist einer der bezeichnenden Namen für diese Zubereitungen. Der berühmte Arzt Paracelsus, der im 16. Jahrhundert praktizierte, entwickelte eine solche „Medizin für ein langes Leben“: Laut einem überlieferten Manuskript war es sein Ziel, den gesamten Körper und seine Organe anzuregen und zu kräftigen. Im modernen Sprachgebrauch fiele eine solche Rezeptur unter „präventive Medizin“ oder „Nahrungsergänzung“.
Ein Jahrhundert nach Paracelsus entdeckten zwei schwedische Ärzte, Claus Samst und Urban Hjärne, die Original-Rezeptur des großen Arztes und beschäftigten sich intensiv damit: Sie nahmen vermutlich an sich selbst und an ihren Patienten das vor, was heute als klinische Tests bezeichnet würden. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung „Schwedenkräuter“ und „Schwedenbitter“. Die beiden Doktoren waren offenbar sehr erfolgreich und verwendeten das Elixier offenbar fleißig selbst. Beide erreichten sie eine für die damalige Zeit gewaltige Lebensspanne: Dr. Samst erlag, so sagt die Überlieferung, einem Reitunfall – im Alter von 104 Jahren! Sein Kollege wurde über 80. Gelegentlich werden die alten Rezepturen auch anderen Namen zugeschrieben, etwa Dr. Yernest, Ernst oder Gernert.
Vermutlich hinterließ Dr. Samst ein Manuskript, in dem sage und schreibe 46 verschiedene Leiden und Beschwerden beschrieben sind, die mit dem Schwedenbitter-Elixier zu behandeln sind.
Dieses Rezept wurde Jahrhunderte später erneut „ausgegraben“, und zwar von der Kräuterkundigen Maria Treben (1907 bis 1991). Sie galt als Heilerin in der Tradition von Sebastian Kneipp und schrieb einige Bücher zum Thema Naturheilkunde. Auch die überlieferten Schwedenkräuter-Rezepte von Samst und Hjärne machte sie bekannt. Dabei orientierte sie sich stets an den Inhalten der „alten Handschrift“, die auf die beiden schwedischen Medici des 17. Jahrhunderts zurückgeht. Maria Trebens Behandlungsempfehlungen sind heute durchaus umstritten. Doch ihre Bücher wurden Bestseller und zahlreiche Heilerfolge sprechen für sich selbst.
Auch die besagte „Alte Handschrift“ darf nach neuestem Stand der Wissenschaft keinesfalls wörtlich genommen werden! Maria Treben publizierte sie dennoch und machte die Schwedenkräuter damit weltweit bekannt. Diese werden seither gerne als Naturheilmittel eingesetzt.
Heute führen nicht nur Apotheken die zahlreichen Kräuter, die im Schwedenbitter enthalten sind. Auch Reformhäuser oder Online-Versandhändler bieten die Komponenten einzeln oder nach den alte Grundrezepten zusammengestellt an.
Diese Inhaltsstoffe wirken in den Schwedenkräutern
Auf Maria Treben gehen die aktuell verwendeten Rezepturen für den Großen Schwedenbitter und den Kleinen Schwedenbitter zurück. Die Zusammensetzung variiert etwas, da einige Bestandteile nicht immer frei verkäuflich sind. Die jeweiligen Mengen liegen zwischen 0,2 und 10 Gramm für jede Kräuterkomponente, die bei der Zubereitung mit 1,5 oder 2,5 Litern klarem, hochprozentigem Branntwein angesetzt werden. In Frage kommen Korn- oder Obstbrände, Wodka oder der reine Trinkalkohol, wie er
auch beim Ansetzen von Likören verwendet wird.
Warum das Ansetzen mit Alkohol? Nicht alle Wirkstoffe in den Kräutern sind wasserlöslich und entfalten sich beispielsweise beim Aufbrühen eines Tees.
Der Alkohol hat zweierlei Aufgaben:
- Er konserviert die Kräuter auf fast unbegrenzte Zeit, dient also der Haltbarkeit, und
- er löst verschiedene chemische Verbindungen, so dass viele bioaktive Inhaltsstoffe erst freigesetzt und so vom Organismus verwertet werden können.
Dies sind die klassischen Bestandteile der „Kleinen Schwedenkräuter“:
- Angelikawurzel
- Aloe
- Eberwurz-Wurzel
- Kampfer (Naturkampfer)
- Manna canellata (Harz der mediterranen Manna-Esche)
- Myrrhe
- Rhabarberwurzel
- Safran
- Sennesblätter
- Theriak venezian (eine eigene Kräutermischung für sich!)
- Zitwerwurzel
Gelegentlich werden noch Wermut oder Enzianwurzel hinzugefügt oder anstelle der Aloe verwendet. Das klassische Rezept enthält jedoch 11 Kräuter oder, genauer gesagt, pflanzliche Komponente. Denn beispielsweise Manna canellata oder Myrrhe sind Harze, keine Pflanzenteile.
Einige Bestandteile der Mischung sind in ihrer Wirkung sehr intensiv. Zu den Rezepten und Beschreibungen, die Schwedenbitter selbst hergestellt werden kann, gibt es ein eigenes Kapitel.
Maria Treben berichtet, dass die „kleine Rezeptur“ nach ihren Erfahrungen die wirksamere ist. Die Große Mischung gilt allgemein als milder, obwohl sie mehr Zutaten enthält. Angesetzt wird sie genau wie die Kleine Mischung. Zusätzlich enthält sie diese Bestandteile:
- Diptamwurzel
- Enzianwurzel
- Kalmus
- Kieselerde
- Lärchenschwamm (heute sehr selten – ein leicht toxischer Baumpilz von starker Wirkung)
- Muskatblüte
- Muskatnuss
- Rhabarberwurzel
- Roter Ton
- Tormentill
Seltener ist heute Bibergail enthalten, ein Drüsensekret des Bibers.
Auch hier kann die Zusammenstellung von einem Rezept zum anderen Unterschiede in der Menge pro Bestandteil oder in der Auswahl der Bestandteile aufweisen. So enthalten einige Rezepturen Wermut, andere nicht. Schon Hildegard von Bingen empfahl den Wermut beispielsweise als Saft, um rheumatische Beschwerden zu lindern. Doch aufgrund seiner extrem stark wirkenden ätherischen Öle wird heute sicherheitshalber darauf verzichtet. Gleiches gilt für den „exotischen“ Lärchenschwamm.
Die Diptamwurzel wurde ebenfalls von Hildegard von Bingen verwendet, beispielsweise zur Behandlung von Nieren- und Blasensteinen. Gelegentlich wird eine Schwedenkräuter-Mischung aus 22 Kräutern angeboten (beispielsweise Original Zwerenz Schwedenbalsam). Allerdings wird hier der Kandis in der Rezeptur gleich mitgezählt. Verzichtet wird auf Muskatbohnen, Muskatblüte, Safran und die beiden „Exoten“ Bibergail und Lärchenschwamm. Der Safran wird durch Saflor oder Färberdistel ersetzt. Auch auf Diptam wird verzichtet. Dafür sind beispielsweise Nusskaben, Eibischwurzeln, Bärlapp, Ehrenpreis, Bibernell, Ginkgo und Mistel hinzugefügt worden. Es ist aber nicht erwiesen, dass zwangsläufig 22 Kräuter besser wirken als weniger umfangreiche Mixturen. Maria Treben bevorzugte ihren „Kleine Schwedenbitter“.
Schwedenkräuter: Charakteristische Inhaltsstoffe
Charakteristisch für alle Bestandteile der Mischung sind die Bitterstoffe – eine Gattung der Flavonoide, der Sekundären Pflanzenstoffe. Pflanzen entwickelten ihre eigenen Strategien, um sich gegen Schädlinge, Fressfeinde oder Erkrankungen zu schützen. Genau diese Substanzen wirken im menschlichen Organismus auf unterschiedliche Weise.
Bitterstoffe sorgen nicht nur für den strengen Geschmack der Kräuterzubereitung. Sie regen bereits im Mund die Speichelbildung, im nächsten Schritt die Ausschüttung von Magen- und Gallenflüssigkeit an. Die Bauchspeicheldrüse wird ebenfalls stimuliert. Das beseitigt nicht nur momentane Völlegefühle und anderes verdauungs-bedingtes Unwohlsein. Insgesamt wird die Nahrung besser verwertet und es gelangen mehr Nährstoffe in den Organismus.
Sie wirken also stark anregend und kräftigend auf alle Stoffwechselprozesse.
Bitterstoffe wirken, trotz ihres Geschmacks, auch auf den Säure-Basen-Haushalt ein. So unterstützen sie beispielsweise Fastenkuren und stärken die Entgiftungsorgane des Körpers, Leber und Nieren.
Doch jedes einzelne Kraut wirkt für sich auf höchst vielfältige Weise. In der Mischung ergänzen sich die Eigenschaften und verstärken sich. Daher seien nur jeweils nur die Grundeigenschaften genannt:
- Aloe Vera wird in einigen Rezepten durch Wermut oder Enzianwurzel ersetzt. In die Schwedenkräuter gelangt nicht das Gel aus den Blättern, sondern die getrockneten Blätter der Pflanze. Ihr Wirkspektrum ist breit: Aloe regt den Stoffwechsel an, stärkt die Abwehrkräfte und fördert die Wundheilung.
- Angelikawurzel ist für sich allein eine mächtige Heilpflanze, die den Stoffwechsel anregt, harmonisierend in den weiblichen Hormonhaushalt eingreift, dabei auch „Nebenerscheinungen“ wie unreine Haut und Migräne mit behandeln hilft.
- Eberwurz, meist eher als Silberdistel bekannt, ist eine geschützte Pflanze, die typischerweise auf mageren Kalkböden gedeiht. In früherer Zeit wurden daraus sogar Heilmittel gegen die Pest gebraut. Die Pfahlwurzel der Distel enthält ein leichtes Toxin. Sie entfaltet entwässernde, entgiftende, harn- und schweißtreibende Wirkung. Antibiotische Eigenschaften können sogar die Wundheilung unterstützen. In der Wurzel enthalten sind
- Theriak ist eine uralte Kräutermischung. Aus der Antike sind die abenteuerlichsten Rezepturen mit hunderten von Zutaten überliefert. Opium war früher eine davon. Wein und Honig waren die „Trägerstoffe“ dieser oft extrem teuren „Wundertinkturen“, die vom Schlangenbiss über Vergiftungen bis zu Infektionskrankheiten alles heilen sollten. Moderne Theriak-Rezepte beschränken sich auf heilsame Kräutermischungen, die vor allem Herz und Kreislauf anregen und bei Erkältungen der oberen Atemwege Linderung bringen.
- Kampfer ist ein Baumharz, das in vielen Erkältungs-Balsams oder in Einreibemitteln für Mensch und Tier Anwendung findet: Der intensive Geruch ist bekannt. Das Quantum an ätherischen Ölen und deren Abbauprodukten führt bei einigen Menschen zu Unverträglichkeitsreaktionen. Die Eigenschaften des Kampfers lindern die Beschwerden von stumpfen Verletzungen, Entzündungsprozessen in Muskeln und Gelenken, aber auch in den Atemwegen, wo er obendrein schleimlösend wirkt.
- Manna cannelata ist nichts anderes als getrockneter Saft oder Harz der Manna-Esche aus der Familie der Ölbaumgewächse. Es gilt als Verdauungs-Regulativ und sanftes Abführmittel, wirkt auch entwässernd und lindert Entzündungen.
- Die Myrrhe ist ein Baumharz mit vielen heilenden Eigenschaften. Entzündungen und Infektionen von Mundschleimhaut und Atemwegen, Entzündungen im Verdauungstrakt, Verletzungen werden traditionsgemäß damit behandelt. Die allgemeine Wirkung ist adstringierend, desinfizierend und entzündungshemmend. Die Hauptbestandteile sind ätherische Öle und Terpene.
- Rhabarberwurzel des medizinischen Rhabarbers, nicht der essbaren Pflanze, wirkt stark anregend auf Stoffwechsel und Verdauung. Abhängig von der Dosierung kann die Wurzel gegen Verstopfung ebenso wie gegen Durchfall eingesetzt werden. Enthalten sind sehr viele Gerb- und Bitterstoffe.
- Safran ist einer der teuersten Bestandteile der Schwedenkräuter. Es handelt sich dabei um den Blütenstaub der Safranpflanze. Unter anderem gilt Safran als Herzstärkungsmittel und als Mittel gegen Erschöpfungszustände, ebenso krampflösend und allgemein anregend. Bitterstoffe, ätherische Öle, Riboflavin und Karotinoide sind die markantesten Wirkstoffe.
- Sennesblätter und Sennesfrüchte sind mit die stärksten Elemente in der Schwedenkräuter-Mischung. Vor allem die stark abführende Wirkung ist bekannt. Traditionell gelten sie auch als hilfreich bei fieberhaften Erkrankungen und bei Magenproblemen. Durch die stark entwässernden und abführenden Eigenschaften verliert der Organismus bei Daueranwendung in hoher Dosis zu viel Kalium. Daher Vorsicht bei der Dosierung und der Langzeitanwendung von Schwedenkräutern. Auch Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten sind möglich.
- Die Zitwerwurzel ist mit dem Ingwer verwandt. Für sich allein wirkt sie gegen Blähungen und Koliken, aber auch herzstärkend. Außerdem werden ihr antibakterielle, blutreinigende, schleimlösende und allgemein den Stoffwechsel anregende Eigenschaften zugeschrieben.
Die Anwendungsgebiete von Schwedenkräutern
Die Anwendungsgebiete von Schwedenkräutern sind zahlreich. Sowohl die Einnahme als auch Auftragen auf die Haut, Umschläge oder Massagen helfen bei vielen Beschwerden oder verschaffen zumindest Linderung, bis ein Arzt aufgesucht werden kann. Viele Menschen schwören auf die entgiftende, stärkende Wirkung einer Kur mit Schwedenbitter.
Äußerliche Anwendung bei Entzündungen
Entzündungen sind ein weit gefasster Begriff.
- Akute Entzündungen mit Fieber, beispielsweise nach einer Verletzung, gehören so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung. Bis dahin lindernd oder später behandlungsbegleitend sind Umschläge oder Einreibungen mit Schwedenkräutern jedoch wohltuend: Sie regen die Durchblutung des umgebenden Gewebes an, und Schmerzen klingen schneller ab. Auch die Einnahme des Schwedenbitters kann die Heilung unterstützen. Die Bestandteile Aloe, Angelikawurzel, Eberwurz, Kampfer und Myrrhe tragen besonders dazu bei.
- Insektenstiche, sei es durch Mücken, Wespen, Bienen oder gar ein Zeckenbiss, röten sich, das Gewebe schwillt an und oft entsteht ein quälender Juckreiz. Wird diesem nachgegeben, leidet die Haut – Infektionsgefahr droht. Werden extreme allergische Reaktionen beobachtet, muss der Notarzt gerufen werden. In den meisten anderen Fällen hilft es, die betroffene Stelle mit Schwedenbitter einzureiben oder zu betupfen. Ein getränkter Wattebausch, mit einem Pflaster befestigt, gibt den Inhaltsstoffen Zeit, ihre Wirkung zu entfalten. Entscheidend sind hier Aloe, Kampfer (kühlend) und Safran.
- Eine Akne-Behandlung kann mit Schwedenkräutern gut unterstützt werden: Die äußerliche Einreibung der betroffenen Haut wirkt stark desinfizierend. Entzündungsprozesse klingen beschleunigt ab. Häufig liegen bei Akne starke Stoffwechselprobleme und hormonelles Ungleichgewicht zugrunde. Daher hilft auch die Einnahme, da so über mehrere Wochen hinweg sämtliche Verdauungs- und Entgiftungsorgane stark angeregt werden. Außerdem harmonisieren die Inhaltsstoffe den Hormonhaushalt.
Helfen Schwedenkräuter gegen Arthrose?
Arthrose entsteht, wenn die Gelenke im Inneren „abgenutzt“ sind, die Gelenkknorpel sind beschädigt. Im fortgeschrittenen Stadium schrumpft die Knorpelmasse und der Gelenkspalt verkleinert sich. Begreiflich, dass sich zunehmende Schmerzen einstellen. Entzündungen setzen Stoffe frei, die die Knorpel angreifen. Doch auch Fehlstellungen und Verletzungen führen zu Schäden und Überbeanspruchung. Es gibt kein einzelnes Wunder-Heilmittel gegen Arthrose, dafür aber eine ganze Reihe von Maßnahmen, mit denen sich das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten und die Beschwerden lindern lassen. Maria Treben empfahl zur Linderung bei rheumatischen und Arthrose bedingten Beschwerden warme oder heiße Umschläge der befallenen Gelenke. Auch die Einnahme kann unterstützend wirken. Die Durchblutung und der Stoffwechsel werden angeregt, Entzündungsprozesse klingen ab.
Die Einnahme bei einer Bronchitis / Husten
Besonders bewährt haben sich Schwedenkräuter bei Erkältungskrankheiten. Beim ersten Kratzen im Hals sollte bereits das erste Glas Tee oder warmes Wasser mit einem Teelöffel Schwedenbitter eingenommen werden. Die Einnahme erfolgt dreimal täglich vor den Mahlzeiten, bis die Beschwerden sich bessern: Der Stoffwechsel und das Immunsystem werden dabei kräftig angekurbelt. Wer bereits von Husten und Bronchitis geplagt wird, profitiert von der schleimlösenden und krampflösenden Wirkung der Inhaltsstoffe. Auch feucht-warme Hals- oder Brustwickel mit Schwedenkräutern können helfen. Krampf- und schleimlösend wirken beispielsweise die Angelikawurzel, Kampfer und Zitwerwurzel. Eberwurz-Wurzel bringt zusätzlich noch desinfizierende und schweißtreibende Wirkstoffe mit.
Allgemein kräftigend für das Herz
Besonders ältere Menschen oder Personen in der Rekonvaleszenz kämpfen mit Schwächegefühlen, Kurzatmigkeit, einem Mangel an Energie und im Extremfall sogar mit Wasseransammlungen in den Gliedern. Die Einnahme von Schwedenkräutern über einige Wochen wirkt nicht nur allgemein anregend, sondern hilft auch, den Organismus zu entwässern und das Herz zu stärken. Angeliakwurzel, Zitwerwurzel und der Weißdorn in einigen Theriak-Zubereitungen helfen dabei.
Schwedenbitter bei Magenbeschwerden aller Art
Der Klassiker sind Magenbeschwerden, ein träger oder übereifriger Darm, Völlegefühle, Koliken oder schmerzhafte Blähungen: Das alles kann äußerst unangenehm sein. Bei starken Schmerzen oder ständig wiederkehrenden Problemen ist es natürlich wichtig, mit Hilfe des Arztes tieferliegende Ursachen abzuklären. Bis dahin unterstützt oft die Einnahme von Schwedenbitter (etwa ein bis drei Esslöffel voll in einem Glas mit warmem Wasser) dabei, Krämpfe und Schmerzen zu lösen. Im besten Fall klingen die Beschwerden bereits bei einer einmaligen Einnahme der Schwedenkräuter wieder ab.
Können Schwedenkräuter bei Tieren angewandt werden?
Bei Hunden, Pferden und anderen größeren Tieren kann eine kleine Gabe von Schwedenkräutern krampflösend, entgiftend und sogar gegen Endoparasiten wirken, wenn sie innerlich angewendet wird.
Weil sehr viele Komponenten ätherische Öle enthalten, ist Schwedenbitter definitiv kein Hausmittel, das sich für Katzen eignet. Denn auf die wirken diese Anteile stark giftig. Einige Anwender berichten von guten Erfahrungen mit dem Verabreichen von alkoholfreiem Schwedenkräuter-Konzentrat im Futter gegen Darmparasiten. Gleichwohl ist es hier wichtig, die Tiere genau zu beobachten und das Mittel beim ersten Zeichen von Unwohlsein sofort abzusetzen.
Da Tiere ihre Befindlichkeit nicht ausführlich schildern können, müssen ihre Besitzer gut einschätzen können, welches Problem vorliegt. Eine kleine Dosis kann etwa Magenbeschwerden und Koliken beseitigen oder lindern, bis der Tierarzt eingreift.
Bei allen Tieren ist der Schwedenbitter gründlich zu verdünnen, denn Alkohol brennt und wirkt seinerseits toxisch.
Ohne Alkohol angesetzte Schwedenkräuter oder Tees sind für Hund oder Pferd vermutlich die bessere Alternative. Die Tiere entscheiden mehr oder minder mit der eigenen Nase, ob ihnen der Geruch der Kräuter zusagt und ob diese ihnen gut tun werden.
Umschläge, Einreibungen und Angussverbände mit Schwedenkräuter-Zubereitungen sind ebenso wirksam und heilend wie beim Menschen. Auch hier gilt jedoch wieder: Die Original-Tinktur muss gut verdünnt werden, sonst brennt der Alkohol auf offenen Stellen der Haut.
Die korrekte Dosierung von Schwedenkräutern
Schwedenkräuter sollten sorgsam und nach Bedarf dosiert werden. Je nach Art der Beschwerden genügen oft bereits ein bis zwei Teelöffel, um eine spontane Besserung zu erzielen. Als Kur über mehrere Wochen eingenommen stärken sie den Stoffwechsel, die allgemeine Vitalität und das Immunsystem. Dabei werden vor jeder Mahlzeit ein Tee- oder Ein Esslöffel in einem Glas Wasser eingenommen. Zwei Mal im Jahr je vier Wochen lang ist eine solche Kur sehr wirkungsvoll. Mehr als drei Esslöffel pro Tag sind nicht empfehlenswert, die Wirkung stellt sich auch bei einer maßvollen Dosierung ein.
Eine ständige Einnahme kann dazu führen, dass der Organismus mit der Zeit weniger intensiv auf die Inhaltsstoffe anspricht.
Weitere Infos zur Anwendung, Dosierung und Wirkung von Schwedenkräuter.
Mögliche Nebenwirkungen von Schwedenkräutern
Wie alle sehr wirksamen Heilmittel können auch die Schwedenkräuter einige Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen. Abgesehen von seltenen Fällen allergischer Unverträglichkeit ist die Einnahme generell ohne Bedenken möglich. Müssen bestimmten Medikamente eingenommen werden, ist mit dem Arzt abzuklären, ob parallel dazu auch Schwedenkräuter zum Einsatz kommen dürfen. Gegen einen gelegentlichen „Magenbitter“ ist sicher nichts einzuwenden, die Rede ist hier von einer täglichen Dosierung über einen längeren Zeitraum.
Tritt eine unerwünschte Reaktion auf, sollte mit den Schwedenkräutern pausiert oder die Tagesdosis herabgesetzt werden.
Doch generell sind Schwedenkräuter sehr gut verträglich.
Schwangere, Kleinkinder und Menschen mit Vorerkrankungen greifen am besten auf wässrige Auszüge, Aufgüsse und Lösungen ohne Alkoholanteil zurück.
Hier weiterlesen: Schwedenkräuter Nebenwirkungen
Schwedenkräuter Produkte zur innerlichen und äußerlichen Anwendung
Schwedenkräuter gibt es in Reformhäusern, Apotheken, in Bio-Läden oder im Online-Handel ist verschiedensten Formen zu kaufen. Wer sich auskennt, setzt sie selbst an und benötigt dafür nur die Große oder die Kleine Schwedenkräutermischung, fertig verpackt. Wahlweise können auch die einzelnen Komponenten nach Rezept zusammengestellt und anschließend nach Bedarf verwendet werden. Beim Kauf ist es wichtig, auf Bio-Zertifikate der Kräuter und Bestandteile zu achten: So ist garantiert, dass keine Pestizide und andere Rückstände enthalten sind.
In fertiger Form sind im Handel Schwedenbitter mit oder ohne Alkohol, Schwedenkräuter-Tee-Mischungen, Schwedenkräuter Salben, Balsam oder Cremes erhältlich.
Schwedenkräuter Salbe oder -Balsam
Schwedenkräuter-Salbe oder Schwedenkräuter-Balsam haben sich vielfach bewährt, etwa zur Behandlung von Ekzemen wie Psoriasis (Schuppenflechte), Neurodermitis, extrem trockener Haut, Rosaccea, Schrunden und Entzündungen aller Art: Schmerzen und Juckreiz klingen ab. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass pflegende, rückfettende Substanzen ihren Zweck erfüllen können. Auch für Massagen und Einreibungen etwa nach stumpfen Verletzungen oder bei degenerativen Gelenkerkrankungen sind diese Produkte hilfreich.
Schwedenkräuter-Creme oder Salbe eignet sich auch hervorragend etwa zur Behandlung von Narben.
Ausgangsbasis zur Herstellung der Creme, Salbe oder Balsam ist die Schwedenkräuter-Tinktur. Diese wird dann beispielsweise mit guten Pflanzenölen und Lanolin (Wollfett) weiterverarbeitet für eine gut verträgliche Anwendung direkt auf der Haut.
Schwedenkräuter Tee
Im Handel wird gelegentlich Schwedenkräuter-Tee angeboten. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass nicht alle wirksamen Inhaltsstoffe wasserlöslich sind. Der im Originalrezept verwendete Alkohol dient dazu, diese mittels einer chemischen Reaktion freizusetzen.
Werden die Zutaten nun einfach mit heißem Wasser aufgebrüht, werden sich auch dabei viele Wirkstoffe entfalten, allerdings nicht in gleicher Stärke wie beim alkoholisch zubereiteten Schwedenbitter. Dennoch entfalten vor allem die Bitterstoffe, die Flavonoide, auch beim Aufguss ihre Wirkung und helfen beispielsweise gegen Magen- und Darmbeschwerden, Kopfschmerzen oder Erkältungssymptome.
Schwedenkräuter Tinktur
Die klassische Schwedenkräutertinktur wird mit bis zu 40% starkem Alkohol angesetzt. Zeit, Lichteinwirkung und die chemischen Reaktionen mit dem Alkohol lösen die Wirkstoffe aus ihren Molekularverbindungen und machen sie für den Organismus verwertbar. Der Prozess, bei dem die Wirkstoffe extrahiert werden, wird als Mazeration bezeichnet, Tinkturen sind daher zuweilen auch unter dem Begriff „Mazerat“ zu finden.
Die Tinktur ist im Handel als Schwedenbitter oder Kräuterbitter bekannt.
Schwedenbitter Konzentrat alkoholfrei
Schwangere, kleine Kinder, Menschen mit Vorerkrankungen (Leber, Alkoholismus), aber auch Personen, die regelmäßig bestimmte Medikament einnehmen müssen, verzichten besser auf den bis zu 40% Alkohol enthaltenden Schwedenbitter nach klassischem Rezept.
Alternativ gibt es alkoholfreie Schwedenkräuter-Konzentrate, die auf die gleiche Weise angewendet werden können, beispielsweise tropfenweise in Tee oder in Trinkwasser vermischt.
Für eine alkoholfreie Mazeration (Herstellung eines Extraktes) wird beispielsweise Obstessig verwendet. Die Haltbarkeit ist gegenüber alkoholhaltigen Tinkturen etwas herabgesetzt.
Schwedenkräuter selbst ansetzen
- 1,5 bis 2,5 Liter Wodka,
- klarer Branntwein oder Trinkalkohol aus der Apotheke,
- ein Trichter,
- ein feines Sieb, ein Leintuch oder auch ein Teefilter,
- mehrere ausreichend große Gefäße und schließlich
- mehrere gut verschließbare Flaschen, vorzugsweise aus Braun- oder Grünglas zum endgültigen Abfüllen: So ist der Inhalt vor UV-Strahlung geschützt.
Je nach Rezept werden unterschiedlich lange Ansatz-Zeiten und Auspressen der Schwedenkräuter-Mischung empfohlen.
Wer keinen Alkohol verwenden will, greift zu Apfel- oder Obstessig.