
Mandelöl ist ein vielseitiges und beliebtes Öl, das in unterschiedlichsten Bereichen angewendet werden kann. Ob in der Küche, in der Kosmetik, in der Medizin oder in der Industrie – Mandelöl ist seit über 4000 Jahren im Einsatz. In diesem Artikel erfahren Sie alles über dieses besondere Öl und wie Sie es sinnvoll in ihren Alltag integrieren können.
Die Geschichte des Mandelöls
Das Wort Mandelöl, Prunus amygdalus dulcis (Süßes Mandelöl)/Prunus amygdalus amarus (Bitteres Mandelöl), bezeichnet ein Öl, das aus süßen und bitteren Mandelkernen kalt gepresst wurde.
Der Begriff Bittermandelöl bezieht sich hingegen auf das ätherische Öl, welches rein aus bitteren Mandeln hergestellt wird.
Der Ursprung
In Europa sind Mandelöl und generell Mandelkerne bereits seit über 4000 Jahren bekannt. Seit jeher werden Produkte aus Mandeln als kulinarischer Genuss und Pflegemittel ähnlich wie beim Walnussöl geschätzt. Erstmals erwähnt wurden Mandeln und Mandelbäume bereits im Alten Testament. So sieht etwa der Prophet einen Mandelbaum und der Anblick soll bedeuten, dass Gott sein Wort halten wird und das sehr bald. Dies deckt sich mit dem Ursprung des Wortes, der “sich beeilen“ bedeutet.
Im Alten Ägypten wurde Brot mit Mandeln für die Pharaonen gebacken und im Alten Griechenland entstand der Mandelbaum laut einer Sage aus einem Tropfen Blut der Göttin Kybele. Auch die Alten Römer und Araber schätzten den Wert der Mandel und trugen sie nach ganz Europa. Von dort aus gelangte die Mandel mit spanischen Franziskanermönchen nach Kalifornien, USA, wo sich heute die größte Produktionsfirma für Mandeln und Mandelprodukte befindet.






Symbolische Bedeutung
Die Bedeutung “sich beeilen“ kommt von der Tatsache, dass der Mandelbaum eine der ersten Pflanzen ist, die nach dem Winter wieder zu blühen beginnt. Er zeigt, dass im Frühling das Leben wieder erwacht, somit symbolisieren der Baum und seine Nuss das Leben.
Charakteristische Merkmale von Mandelöl
Chemische Zusammensetzung von Mandelöl
Mandelöl besteht zu über 90% aus einfach und zweifach ungesättigten Fettsäuren. Außerdem enthält es Mineralstoffe und Vitamine. Der Anteil an Tocopherolen (Vitamin E) ist überschaubar, allerdings ist die am häufigsten vertretene Art das Alpha-Tocopherol, welches besonders starkt antioxidativ und hautpflegend wirkt.
Enthaltene Fettsäuren
- Gesättigte Fettsäuren mit weniger als 16 Kohlenstoffatomen (maximal 0,1%)
- Ölsäure (62 – 86%) – am meisten enthaltene ungesättigte Fettsäure, die das Eindringen von Mandelöl in die tiefen Hautschichten ermöglicht
- Linolsäure (etwa 20 – 30%) – eine ungesättigte Fettsäure, die für den menschlichen Stoffwechsel benötigt wird, den UV-Schutz erhöht, die Haut mit Feuchtigkeit versorgt und reizlindernd wirkt
- Palmitinsäure (etwa 4 – 9%) – eine gesättigte Fettsäure, welche den Säureschutzmantel der Haut aufrechterhält
- Palmitoleinsäure (maximal 0,8%)
- Eicosensäure (maximal 0,3%)
- Margarinsäure (maximal 0,2%)
- Alpha – Linolensäure (maximal 0,4%)
- Stearinsäure (maximal 3,0%)
- Arachinsäure (maximal 0,2%)
- Behensäure (maximal 0,2%)
- Erucasäure (maximal 0,1%)
Enthaltene Mineralstoffe
Mineralstoffe sind für den Stoffwechsel und den Flüssigkeitshaushalt unabdingbar.
- Kalium: Dieses Mineral wirkt blutdrucksenkend und reguliert den Cholesterinspiegel.
- Magnesium: Magnesium stabilisiert die Wände der Zellen und wirkt daher beruhigend auf gereizte Magen- und Darmschleimhäute
- Kalzium: Dieser Mineralstoff wirkt entzündungshemmend.
Enthaltene Vitamine
Vitamine sind wichtig für die Zellerneuerung und den Stoffwechsel.
- Vitamin A: Vitamin A ist wesentlich für die Zellerneuerung und den Schutz vor Gendefekten.
- Vitamin E: Dieses Vitamin wirkt antioxidativ und hilft, Feuchtigkeit zu speichern. Außerdem unterstützt es das Vitamin A bei der Zellerneuerung.
- B-Vitamine: B-Vitamine helfen dem Körper, die anderen Vitamine effektiv aufzunehmen.
- Vitamin D: Vitamin D ist sehr wichtig für das Immunsystem.
Eigenschaften von Mandelöl
Optik von Mandelöl
- farblos bis gelblich
- klar
Biologische Wirkung
- bei oraler Gabe: antioxidativ, beruhigend, entzündungshemmend, senkt Blutfette und Blutzucker, stärkt Knochen
- bei äußerlicher Anwendung: hautpflegend, feuchtigkeitsspendend, gut verträglich für sensible Haut, reizlindernd, glättend, UVA-Schutz der Stärke vier bis sechs
Chemische Eigenschaften
- Säurezahl maximal 8, in Europa höchstens 0,5
- relativ geringe Dichte
- Erstarrungspunkt zwischen -10 und -21° Celsius (Süßes Mandel Öl erstarrt etwa zwölf Stunden früher als Mandelöl aus bitteren Mandeln)
- sehr oxidationsstabil
- relativ schwer löslich in Ethanol 96%
- nichttrockenes Öl (härtet an der Luft nicht aus)
- mit Petrolether mischbar
Sonstiges
- geschlossen zehn Monate haltbar, nach Anbruch sechs Monate haltbar
- schmeckt nussig, mild und rund
- riecht nussig, mild, rund und vanillig
Anwendungsgebiete von Mandelöl
Mandelöl ist ein vielseitig anwendbares Öl. Im medizinischen Bereich wird es als Trägerstoff, Pflegesubstanz und Lösungsmittel für Injektionen verwendet. In der Kosmetik kommt es vor allem in Pflegecremes, Pflegeölen und Packungen zum Einsatz. Kulinarisch findet Mandelöl als Zusatz in Salatdressings oder Nachspeisen großen Anklang. Außerdem wird Mandel Öl als Pflegeöl für Instrumente und technische Geräte benutzt.
Anwendung von Mandelöl in der Medizin
Anwendung von Mandelöl in der Kosmetik
Anwendung von Mandelöl in der Industrie
Mandelöl als kulinarisches Highlight
Das facettenreiche Mandel Öl kommt nicht zuletzt in der Küche zum Einsatz. Auch hier findet es in vielen Gebieten Anwendung.
Der Mandelbaum
Mandel Öl wird aus Mandeln, den Samen des Mandelbaums (Prunus dulcis), gewonnen. Dieser Baum gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosacea), ist locker bewachsen und wird zwischen zwei und elf Meter hoch. Der Stamm kann bis zu 100 Zentimeter Durchmesser erreichen und hat eine graubraune Farbe. Der Mandelbaum wird etwa 80 Jahre alt, jedoch kann er unter optimalen Bedingungen sogar bis zu 150 Jahre alt werden. Seine Blätter sind dunkelgrün und unregelmäßig angeordnet, seine Blüten sind rosa.
Vorkommen
Der Mandelbaum hat seinen Ursprung höchstwahrscheinlich in Südwestasien, wo er an sonnigen Orten wie Böschungen oder Hügeln auf steinigem Boden wächst. Die ideale Höhenlage sind 700 bis 1700 Meter. Heute werden Mandelbäume auch in Europa angebaut, wo sie wahrscheinlich zusammen mit Wein von den Alten Römern verbreitet wurden. Daher wachsen sie nun insbesondere in Weinanbaugebieten. Bis 1940 wurden Mandelbäume in der Vorderpfalz in Deutschland angebaut, dabei gab es zwei verschiedene Sorten: Die lockeren Krachmandeln und die harten Steinmandeln.
Anbau und wirtschaftliche Nutzung
Weltweit werden jedes Jahr etwa 2,2 Millionen Tonnen Mandeln produziert. Der Hauptproduzent sind mit Abstand die USA mit über einer Million Tonnen, also etwa die Hälfte des gesamten internationalen Anbaus. Dabei ist Kalifornien die Mandelregion schlechthin. Weitere große Produzenten sind etwa Spanien (etwa 255 000 Tonnen), Marokko (etwa 117 000 Tonnen) und der Iran (etwa 113 000 Tonnen).
Die Samen des Mandelbaums
Für die Herstellung von Mandelöl werden die süße Mandel und die bittere Mandel gepresst.
Süße Mandeln
Die süßen Mandeln haben eine braune, raue Haut, die sich nach dem Übergießen mit kochendem Wasser leichter schälen lässt. Diese Mandeln können roh gegessen oder als Zutat für kulinarische Genüsse verschiedenster Arten (Gebäck, Liköre, Marzipan, Mandelöl,…) verwendet werden.
Bittere Mandeln
Diese Mandeln sind für den Verzehr nicht geeignet, da der stark bittere Geschmack einerseits ungenießbar ist, andererseits enthalten bittere Mandeln Amygdalin, welches durch chemische Vorgänge die giftige Blausäure erzeugen kann. Daher werden bittere Mandeln ausschließlich zur Erzeugung von ätherischem Mandelöl verwendet.
Inhaltsstoffe des Samens
Mandelkerne bestehen aus folgenden Inhaltsstoffen:
- Mandelöl (etwa 50%)
- Eiweiß (etwa 20%)
- Zucker (etwa 5%)
- Wasser (etwa 25%)
- Mineralstoffe
- Vitamine
Verarbeitung zu Mandelöl
Um qualitativ hochwertiges Mandelöl zu erhalten, ist es wichtig, dass die harten Mandelkerne kalt gepresst werden. Nur so bleiben die wertvollen Inhaltsstoffe vollständig intakt. Außerdem muss der Anteil von bitteren Mandeln so gering wie möglich sein, um den feinen Geschmack nicht zu beeinträchtigen.
Gewinnung des Mandelöls
In einem ersten Schritt werden die geschälten süßen Mandeln zerkleinert. Danach folgen die erste kalte Pressung und Filterung. Diese beiden Schritte werden mehrmals wiederholt, bis am Ende ein klares Öl gewonnen wurde. Eine Tonne Mandeln ergeben hierbei etwa 400 Liter Öl.
Qualitätsmerkmale von Mandelöl
- klar und ungetrübt
- farblos bis leicht gelblich
- geruchlos oder leicht nussiger Duft oder leicht vanilliger Duft
- leicht nussiger und milder Geschmack
Richtige Lagerung von Mandelöl
Mandel Öl hält bei guter Lagerung und im geschlossenen Zustand ein knappes Jahr, bevor es langsam ranzig wird. Richtige Lagerung bedeutet, dass es dunkel und kühl sein muss. Daher wird Mandelöl wie jedes andere empfindliche Öl in dunkle Gläser abgefüllt. Einmal geöffnet verringert sich die Haltbarkeit auf etwa ein halbes Jahr, die Lagerempfehlungen bleiben jedoch dieselben.






Studien zur Wirksamkeit von Mandelöl
Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, wie facettenreich und wirksam Mandelöl sein kann. Einige von diesen Forschungsergebnissen haben wir hier in einer Auswahl zusammengestellt.
- Im Jahre 2007 zeigte eine Studie der Hamward-Universität in Neu-Delhi, Indien, dass Mandelöl die Haut vor UVA-Strahlung schützen kann sowie die sonneninduzierte Fältchenbildung reduziert.
- An der Universität in Toronto, Kanada, wurde im Jahre 2002 eine Studie durchgeführt, die den Einfluss von Mandel Öl auf den Cholesterinspiegel untersucht hat. Die Forscher um Professor David J.A. Jenkins kamen dabei zu dem Ergebnis, dass das Öl auf natürliche Weise Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden entgegenwirkt. Damit reduziert es in weiterer Folge das Risiko von Thrombosen, Herzinfarkt, Schlaganfall und weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In derselben Studie konnte auch ein positiver Einfluss auf den Blutzuckerspiegel nachgewiesen werden. Laut Professor David J.A. Jenkins genügt der tägliche Verzehr von nur sieben Gramm Mandeln, um diese Effekte zu erzielen.
- Eine unbhängige Studie aus dem Jahre 2016 untersuchte ein biologisches Mandel Öl zur Hautpflege anhand von Testpersonen. Dies waren zwanzig Frauen zwischen 24 und 56 Jahren, die das Öl über einen längeren Zeitraum regelmäßig anwendeten. Das Ergebnis zeigte eindeutig, dass sich Hautrötungen um mehr als 60% verringert als auch die Hautfeuchtigkeit um mehr als 30% erhöht haben.
- Verschiedene Studien konnten einen positiven Effekt von Mandelöl auf die Haut beweisen (Sultana Y. im Jahre 2007, Timur Tashan S. im Jahre 2012, Hajhashemi M. im Jahre 2017). Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Massagen mit Mandelöl die Sichtbarkeit von Schwangerschaftsstreifen reduzieren können und dass Mandelöl vor UVA-Strahlung schützt.
Mandelöl selbst herstellen
Wenn Sie Mandelöl gerne selber machen wollen, anstatt fertige Produkte zu kaufen, haben wir hier eine kleine Anleitung für Sie:
Zutaten und Hilfsmittel
- Standmixer
- 350 Gramm ungeröstete Mandeln in Bio-Qualität
- 2 Teelöffel Olivenöl in Bio-Qualität
Vorgehensweise
- Die frischen und trockenen Mandeln in den Standmixer leeren.
- Auf der kleinsten Stufe beginnen, die Mandeln zu zerhacken. Wenn zu früh auf eine zu hohe Stufe geschalten wird, erschwert dies den Prozess. Daher ist es wichtig, geduldig zu sein und klein anzufangen.
- Den Standmixer immer wieder ausschalten und die Mandeln, die sich seitlich an der Gefäßwand auftürmen, mit einem Löffel wieder hinunterschaben, um sie weiter zerhacken zu können.
- Wenn sich langsam eine Art Mus gebildet hat, kann nach und nach auf eine höhere Stufe geschalten werden.
- Wenn die Mandeln relativ cremig sind, werden zwei Teelöffel Olivenöl hinzugefügt, um die Konsistenz zu verbessern.
- Sobald die Mandeln zu einer homogenen Creme gemixt sind, diese in ein gut verschließbares Glasbehältnis füllen. Dieses wird zwei Wochen lang bei Raumtemperatur gelagert, damit das Öl sich auf der Creme absetzen kann.
- Nach zwei Wochen kann das frisch gewonnene Öl ganz einfach aus dem Glasgefäß in ein weiteres verschließbares Behältnis (am besten dunkles Glas) gegossen werden.
- Das Mandelöl ist fertig und kann nun zur Haut-, Haar- und Nagelpflege verwendet werden. Achten Sie auf die richtige Lagerung (dunkel und kühl), um möglichst lange von der Wirkung der wertvollen Inhaltsstoffe profitieren zu können.
- Die übrig gebliebene Mandelcreme kann wunderbar in der Küche weiterverwendet werden, etwa zum Backen, als Brotaufstrich oder als Nussmus in Grießkoch.